Die bisher geltende DIN EN 388 aus dem Jahr 2017 ist nicht mehr gültig. Die neue EN 388:2019 ist erschienen. Offiziell heißt sie Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken; Deutsche Fassung EN 388:2016+A1:2018, kurz zusammengefasst als DIN EN 388:2019-03. Im Vergleich zu der bisher gültigen DIN EN 388:2017 wurden jedoch nur kleine Änderungen festgehalten:
Alles in allem bleibt die Handschuhnorm EN 388 im Wesentlichen gleich. Es geht um die Anforderungen, die einzelnen Prüfverfahren und das abschließende Kennzeichnen von Schutzhandschuhen in Bezug auf die mechanischen Risiken Abrieb, Schnitt, Weiterreißen, Durchstich und optional Stößen.
Die EN 388 erklärt die Testverfahren, mit denen alle Schutzhandschuhe der PSA Kategorie II und III (Schutz vor mittleren und irreversiblen / tödlichen Risiken) in Bezug auf deren mechanische Leistungsfähigkeit untereinander vergleichbar gemacht werden sollen. Bei der Wahl zwischen einem Handschuh A und einem Handschuh B soll der Anwender erkennen können, welcher der beiden Handschuhe für seinen Anwendungszweck besser geeignet ist.
Zunächst einmal muss jeder Handschuh die Grundanforderungen an einen Schutzhandschuh bestehen. Dies alles steht in der EN 420: Frei von Schadstoffen,
bestimmte Mindestabmaße etc.
Jetzt zur EN 388: Bei der Beurteilung von mechanischen Schutzhandschuhen wird der Fokus auf diese 6 Eigenschaften
gelegt:
Der Gesetzgeber schreibt im beruflichen Umfeld vor, bei welcher vorliegenden Gefährdung welche Art von Persönlicher Schutzausrüstung (kurz: PSA) zu tragen ist. Es gibt PSA zum Schutz vor minimalen / geringen Risiken (PSA der Kategorie I), zum Beispiel Umgang mit Spülmitteln, Gefahr von oberflächlichen und nicht zu behandelnden Verletzungen oder Umgang mit heißen Stoffen unter 50 Grad. Dann gibt es auch PSA zum Schutz vor irreversiblen / tödlichen („nicht mehr rückgängig machbaren“) Gefahren. Das ist die PSA der Kategorie III. Darunter fallen alle Tätigkeiten, die mit Chemikalien, Hitze größer 100 Grad, Kälter kleiner -50 Grad und Strahlung zu tun haben. Alle Tätigkeiten, die nicht unter die PSA Kategorie I und III fallen, gehören zur PSA Kategorie II. Umgangssprachlich könnte man sagen, hierunter fallen alle die Tätigkeiten, bei denen es zu Verletzungen kommen kann, die nicht tödlich sind, die aber ärztlicher Hilfe benötigen (Schnittverletzungen, Quetschungen, Brüche, stärke Schürfungen …). In der Praxis sind das die meisten typischen Arbeiten mit mechanischen Risiken: Montagearbeiten, Wartungsarbeiten, Produktionstätigkeiten, Sortierarbeiten, Verladetätigkeiten etc. Hier setzt die EN 388 an.
Durch das Hammer-Piktogramm und 4 Zahlen + 1 Buchstaben unterhalb oder nah bei dem Piktogramm. Schauen Sie doch einfach mal auf den von Ihnen verwendeten Schutzhandschuhen nach!
Abriebfestigkeit = 4
Schnittfestigkeit = 1
Weiterreißfestigkeit= 3
Durchstichfestigkeit = 1
Schnittfestigkeit Klasse A (2 Newton)
Das Prüfmuster wird von einer rotierenden Scheibe, auf der Schmirgelpapier aufgebracht ist, bearbeitet. Die Frage lautet: Wie viele Umdrehungen ("Scheuertouren") werden benötigt, bis das Handschuhmaterial durchgebrochen ist?
Schutzstufe | Anzahl bestandener Umdrehungen |
Klasse 0 | 0 bis 99 |
Klasse 1 | 100 bis 499 |
Klasse 2 | 500 bis 1999 |
Klasse 3 | 2000 bis 7999 |
Klasse 4 | 8000 + |
Das Prüfmuster wird mit einem vor- und zurückfahrenden und zeitgleich rotierenden Rundmesser bearbeitet. Dies ist der sogenannte Coupe-Test. Wie lange dauert es, bis das Handschuhmaterial durchgeschnitten ist? Das Ergebnis wird zur Komplexitätsreduzierung als Faktor ausgegeben. Auch wenn dieser Wert zunächst abstrakt erscheint, kann jedoch leicht erkannt werden: Eine Schutzklasse höher bedeutet den doppelten Schnittschutz. Bei allgemeinen Tätigkeiten mit Schnittrisiko haben sich Schutzhandschuh mit der Schnittschutzstufe 3 durchgesetzt.
Schutzstufe | Faktor |
Klasse 0 | 0 bis 1,1 |
Klasse 1 | 1,2 bis 2,4 |
Klasse 2 | 2,5 bis 4,9 |
Klasse 3 | 5 bis 9,9 |
Klasse 4 | 10 bis 19,9 |
Klasse 5 | 20 + |
Das Prüfmuster wird gut 1 cm eingerissen. Nun wird es in eine Zugkraftmaschine eingespannt. Wie viel Kraft ist notwendig, um den bereits angerissenen Handschuh weiter aufzureißen?
Schutzstufe | Benötigte Kraft in Newton |
Klasse 0 | 0 bis 9,9 |
Klasse 1 | 10 bis 24,9 |
Klasse 2 | 25 bis 49,9 |
Klasse 3 | 50 bis 74,9 |
Klasse 4 | 75 + |
Ein Prüfnagel (von der Größe ungefähr wie ein Zimmermannsnagel) wird auf das Prüfmuster gedrückt. Wie viel Kraft ist notwendig, bis das Handschuhmaterial durchstoßen wird? Oft wird dieser Test mit einem Nadel-Durchstichtest verwechselt. Der gemessene Wert bei diesem Test hier sagt überhaupt nichts über die Schutzeigenschaft eines Handschuhs gegenüber Nadeln und Kanülen aus.
Schutzstufe | Benötigte Kraft in Newton |
Klasse 0 | 0 bis 19,9 |
Klasse 1 | 20 bis 59,9 |
Klasse 2 | 60 bis 99,9 |
Klasse 3 | 100 bis 149,9 |
Klasse 4 | 150 + |
Neu seit der EN 388:2016 ist die TDM-Schnittfestigkeitsprüfung eines Schutzhandschuhs nach der EN ISO 13997. Hier wird die Schnittfestigkeit nicht mit einem abstrakten Faktor (siehe oben "Variante 1"), sondern in der Kraft Newton ausgedrückt.
Schutzstufe | Schnittfestigkeit (N) |
Klasse A | 2 |
Klasse B | 5 |
Klasse C | 10 |
Klasse D | 15 |
Klasse E | 22 |
Klasse F | 30 |
Variante 1 und Variante 2 sind grundlegend unterschiedliche Testverfahren, die keinen Zusammenhang untereinander haben. Ein Schutzhandschuh, der gemäß Variante 2 einen sehr hohen Schnittschutz haben kann, kann nach Variante 1 einen sehr schlechten Schnittschutz besitzen.
Als zusätzlicher Schutz (optional) kann ein Handschuh auf Schutz vor Stößen geprüft werden. Gemeint sind hier "Schlaghandschuhe", also gepolsterte Handschuhe, die oft in der Klick-Montage eingesetzt werden und eine Aufpralldämpfung haben. Der eigentliche Test auf Stoßschutz wird in der EN 13594 beschrieben.
Konkret geht es um den Aufprallschutz an Knöcheln, dem Handrücken und der Handinnenfläche. Beim Schutz gegen Stoß wird jede Partie des Schutzhandschuhs, die Stöße absorbieren soll, gemäß der separaten Norm EN 13594 geprüft und muss dort die Schutzklasse 1 erreichen.